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Videospiele bald Kulturgut? Bundestag will größte Games-Sammlung der Welt aufbauen

Der Bundestag hat bekanntgegeben, ab Mitte 2017 die größte Video- und Computerspielesammlung der Welt finanzieren zu wollen. Dafür sollen mehrere Sammlungen zusammengeführt werden. Befinden sich Games endgültig auf dem Sprung zum Kulturgut?

Finanzierung ab Mitte 2017

Videospiele sind längst in allen Lebensbereichen anzutreffen: Wir spielen eine schnelle Runde Puzzlespiele auf dem Smartphone, zocken ausgiebige MMOs (Massive Multiplayer Online Games) über Seiten wie browsergames.de und fläzen uns in gemütlicher Runde mit dem Controller auf die Couch für eine Partie Playstation, Xbox oder Wii. In Anbetracht der immer weiter zunehmenden Beliebtheit von Videospielen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie zum Archiv- und damit auch zum Kulturgut erhoben werden. Jetzt soll es 2017 soweit sein, dann startet die Finanzierung der weltweit größten Sammlung von Games durch den deutschen Bundestag.

Grundlage für diese Unterfangen sollen mehrere Teilsammlungen sein, die zu einem großen Archiv in Berlin zusammengeführt werden sollen: Dazu zählen die Bestände des in Berlin ansässigen Computerspielemuseums, der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle), der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und des Zentrums für Computerspielforschung der Universität Potsdam. Aus den Beständen soll zunächst eine digitale Datenbank erstellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Haben Spiele auch inhaltlich das Potenzial zum Kulturgut?

Stellt sich nur die Frage, ob Videospiele allein durch ihre Archivierung neben Büchern, Filmen und Musik schon Kulturgut genannt werden können. Dabei muss man natürlich auch auf die inhaltliche Seite der Spiele schauen: Können sie mehr leisten als nur zu unterhalten? Auch in dieser Hinsicht muss die Antwort „ja“ lauten. Seit Jahren haben sich Videospiele zu einem Medium entwickelt, das komplexe Geschichten erzählen kann. Zudem werden dank fortschreitender Grafiken und immer professionelleren Vertonungen durch Synchronisation und Orchestration auch audiovisuelle Kunsterfahrungen möglich.

Das Fachmagazin PC-Games nennt als Beispiel unter anderem die Videospielreihe „Metal Gear Solid“ – eine komplexe Spionagegeschichte mit zahlreichen Intrigen, erzählt über Jahre und Jahrzehnte mit aufeinander aufbauenden Teilgeschichten der jeweiligen Einzelableger. Die Reihe erstreckt sich vom ersten Titel auf der Playstation 1 über inzwischen vier Konsolengenerationen bis zur aktuellen Playstation 4. Weitere Beispiele finden sich aber nicht nur unter den großen Blockbustern, sondern auch in der erstarkenden Szene der Indie-Entwicklungen: Games wie „Dear Esther“ oder „Gone Home“ setzen hier neue erzählerische Maßstäbe und erreichen damit immer mehr Gamer.

Dennoch wird das Medium nach wie vor heftig diskutiert und es werden mögliche positive wie negative Auswirkungen auf die Entwicklung des menschlichen Gehirns erforscht. Doch in Bezug auf Story und Gameplay erfüllen Videospiele immer mehr Ansprüche und der richtige Umgang mit dem Medium rückt seit Jahren verstärkt ins öffentliche Interesse. Gerade in dieser Hinsicht kann eine für die Öffentlichkeit zugängliche Sammlung einen enormen medienpädagogischen Beitrag leisten. (dibu 12/16)